Literale Kompetenz
Literale Kompetenz
Literalität umfasst das Wissen um den Gebrauch von Sprache, das es einem Individuum ermöglicht, Schriftlichkeit als kulturelle Ressource zu nutzen und an einer literalen Kultur zu partizipieren. Sie besteht nicht nur darin, lesen und schreiben zu können, sondern auch Texte als ein Medium des Erwerbs und der Weitergabe von Wissen zu nutzen und an den Schrifttraditionen einer Kultur teilzuhaben. Literalität ermöglicht es auch, Schriftsprache als ein Werkzeug der Reflexion und des kritischen Denkens einzusetzen und sich an kontroversen gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen.
Literale Kompetenz zu entwickeln, bedeutet somit nicht nur, lesen und schreiben zu lernen, sondern auch die Fähigkeit zu erwerben, eine schriftsprachlich geprägte Sprache als ein Werkzeug der gesellschaftlichen Teilhabe einzusetzen. Die Aneignung literaler Kompetenz ist ein individueller und gleichzeitig ein kulturabhängiger Prozess. Literalität schafft neue Optionen des Handelns für ein Individuum und steht als kulturelle Ressource auch einer Sprechergemeinschaft zur Verfügung.
So zählt die Fähigkeit des Argumentierens zu einer zentralen literalen Kompetenz, die es Individuen und sozialen Gruppen erlaubt, an gesellschaftlichen Diskursen zu partizipieren. Dies zeigt sich aktuell in der Fridays-for-Future-Bewegung, in der sich eindrücklich manifestiert, wie wichtig es ist, dass junge Menschen nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich kompetent argumentieren.
Im Vortrag wird ein neuer didaktischer Ansatz zur Förderung schriftlicher Argumentationsfähigkeiten vorgestellt, der die sprachlichen Handlungsoptionen von Schüler*innen erweitern und ihnen Mitsprache an strittigen Diskursen zum Klimawandel ermöglichen soll. Dieser Ansatz wurde in einem EU-Projekt für den internationalen Einsatz im Deutschunterricht entwickelt und in sprachlich heterogenen Kontexten erprobt.
Plenarvortrag: Dienstag, 16. August 2022, 9 Uhr
Ort: Universität Wien Hauptgebäude (HG), Hörsaal 05 und Online